Kirchberg:Neues Projekt lehrt Schülern, sicheres Surfen im Netz

23.05.2012 15:00

Kriminelle finden Opfer immer häufiger im Web

Kirchberg. Die Zeiten, in denen Pädophile ihre Opfer mit Bonbons von der Straße weg ins Auto gelockt haben, sind vorbei. "In 80 Prozent der Fälle finden sie Kontakt zum Objekt ihrer Begierde im Internet, also in sozialen Netzwerken oder beim Chatten", sagt Daniel Penzel vom Verein Seelenkämpfer, der in Gründung ist. Zusammen mit Thomas Wolf von der Abteilung Prävention der Polizei in Werdau bestritt er eine Doppelstunde vor 15 Fünftklässlern der Dr.-Theodor-Neubauer-Mittelschule in Kirchberg. Das Projekt ist in Sachsen bisher einmalig.

Täter locken mit falschem Profil

Wie leicht es ist, sich unter falscher Identität in einem Netzwerk anzumelden und das Vertrauen eines Kindes zu gewinnen, hat Penzel an der eigenen Tochter ausprobiert. Der 39-Jährige, der selbst drei Kinder hat, erstellte ein sogenanntes Fake-Profil - eine fiktive Person -, machte sich dabei 20 Jahre jünger und stellte unter falscher Identität eine Freundschaftsanfrage an seine Tochter. Die nahm an. "Ich hab nicht schlecht gestaunt. Ein cooles Bild, angesagter Musik- und Klamottengeschmack, und die meisten von euch wären vermutlich auch darauf reingefallen", sagt Penzel und warnt: "Irgendwann will er sich dann mit euch verabreden." Wie man echte von Fake-Profilen unterscheiden kann, dazu gab Penzel Tipps: "Ein unscharfes Bild, keine Freunde an der eigenen Schule, Namen von Popstars oder berühmten Leuten oder als Bild der süße Pädobär - das sollte euch misstrauisch machen."

Schüler gucken nun genauer hin


Eine Studie aus dem Jahr 2009 besagt, dass 46 Prozent aller 10- bis 15-Jährigen Chats, Blogs oder soziale Netzwerke nutzen. Das ist längst Makulatur. In der 5b der Neubauerschule gingen bei der Frage alle Hände hoch, alle sind bei Facebook, Schüler CC oder Schüler VZ angemeldet. Mancher hat selbst schon merkwürdige Erfahrungen gemacht. So auch die elfjährige Maxi Hanusch aus Kirchberg. "Ich habe mal eine Freundschaftsanfrage abgelehnt, weil die mir komisch vorkam. Der war dann richtig sauer."

Der zwölfährige Tommes Wolf weiß um die Gefahren im Internet: "Außerdem kontrolliert mein Vater regelmäßig, was ich im Internet ansehe." Polizist Thomas Wolf findet das gut. "Die Eltern sollten unbedingt auch per Passwort den "Verlauf" beziehungsweise die "Chronik" sperren. "Mit zehn Jahren sind die so pfiffig, dass sie die angeschauten Seiten im Verlauf löschen. So verlieren Eltern den Überblick, was der Sprössling im Internet treibt", sagt Penzel. Zum Schluss bekamen alle Schüler ein Faltblatt, auf dem die Gefahren noch einmal in aller Kürze zusammengefasst sind, und den "Seelenkämpfer"-Sticker. Auch der elfjährige Niclas Nötzold aus Burkersdorf ist nun ein Stück schlauer: "Es reicht nicht, die AGB durchzulesen. Man muss genauer hinsehen."

erschienen am 22.05.2012 ( Von Hans-Peter Kuppe )


Quelle: freiepresse.de/