Anklage gegen pädophilen Turntrainer

16.07.2012 08:57

 

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Missbrauch von minderjährigen Buben

Es geschah im Geräteraum, im Freibad und in der eigenen Wohnung: Jahrelang soll ein Turntrainer eines Münchner Sportvereins minderjährige Buben missbraucht haben. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 29-Jährigen erhoben.

Die Staatsanwaltschaft hat jetzt Anklage gegen einen 29-jährigen Münchner erhoben, der seit Februar 2012 in Untersuchungshaft sitzt: Er soll als Turn-Trainer in einem Sportverein sowie als Erzieher in einem Kindergarten im Westen von München vier Buben im Alter von fünf bis zwölf Jahren teilweise über Jahre hinweg missbraucht haben.


Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Täter "über 60 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern" vor, wie Sprecher Peter Preuß der SZ bestätigte.

Der jahrelange Missbrauch war erst ans Tageslicht gekommen, als ein heute 15-Jähriger sich seinen Eltern anvertraute und von den Vorfällen in der Turnhalle berichtet. Von 2005 bis 2009, als das Opfer acht bis zwölf Jahre alt war, soll sich der Angeklagte immer wieder an dem Buben vergangen haben. Immer montags fand die Turnstunde statt, in der der Trainer Boden- und Geräteturnen für Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahre anbot.

Allerdings soll es auch "Einzelstunden" gegeben haben, der Mann soll Buben in den Geräteraum gelockt und sie dort missbraucht haben. Er soll das Vertrauensverhältnis ausgenutzt und die Buben zudem in seiner Wohnung oder im Freibad sexuell ausgenutzt haben.

"Tief geschockt" sei man im Verein gewesen, als man Anfang des Jahres von den Anschuldigungen gegen den Trainer erfahren habe, sagte der Vorstand der SZ. Nach der Aussage des 15-jährigen Buben hatte die Polizei sofort alle Eltern informiert, deren Kinder ebenfalls die Turnstunde des 29-Jährigen besucht hatte.

Offenbar fanden sich noch weitere Buben, die der Mann sexuell missbraucht hatte. Nach den Missbrauchsfällen in Ettal sei man sehr sensibel mit dem Thema umgegangen, berichtet der Vereinsvorstand. Bei dem 29-Jährigen allerdings habe man auf die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses verzichtet: "Er war ja gleichzeitig Erzieher in einem Kindergarten."

Auch dort klopften die Ermittler vom Fachkommissariat an. Nach Informationen der SZ soll der 29-Jährige in dem kirchlichen Kindergarten im Münchner Westen in seiner Funktion als Erzieher einen Buben auf der Toilette sexuell missbraucht haben. Das Opfer war gerade mal fünf Jahre alt. Seit September 2011 war der Mann in dem kirchlichen Kindergarten tätig, bis zu seiner Festnahme - und der folgte die fristlose Kündigung. "Der gesamte Vorgang erschüttert uns sehr", kommentierte Bernhard Kellner von der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariates München die Ereignisse.

Um mögliche Sexualtäter von der Jugendarbeit fernzuhalten, rät die Stadt den Vereinen, sich auch von Übungsleitern polizeiliche Führungszeugnisse vorlegen zu lassen. Hauptamtlich Tätige müssen ohnehin ein erweitertes Zeugnis vorlegen. In dem werden auch Sexualdelikte aufgeführt, die mit geringen Geld- oder Freiheitsstrafen geahndet wurden.

Das Referat für Bildung und Sport bei der Stadt München berät Vereine regelmäßig auch zum Thema sexuelle Gewalt, zuletzt in der Sportbeiratssitzung im Mai. Im Fall des 29-Jährigen hätte aber auch ein Führungszeugnis nicht geholfen, denn der Mann war bis dato polizeilich nicht aufgefallen.

Quelle:https://www.sueddeutsche.de/muenchen/missbrauch-von-minderjaehrigen-buben-anklage-gegen-paedophilen-turntrainer-1.1412315